19.06.2023

Trostweg im Klostergarten

Viele Menschen kommen jedes Jahr als Pilgerinnen und Pilger nach Werl zur Trösterin der Betrübten. Viele kommen mit Traurigkeit, Trauer und Verletzungen und suchen Trost und Kraft auf ihrem Lebensweg.

Das Wallfahrtsteam hat sich schon 2020 besonders mit diesem Aspekt der Wallfahrt nach Werl auseinandergesetzt, und so ist die Idee entstanden, im Klostergarten einen Trostweg zu errichten. Dieser Weg soll zum Nachdenken über die eigene Trauer anregen.

Direkt am Eingang des Gartens vom Kreuzwegplatz aus beginnt der Weg mit einer ersten Stehle und der Zusage aus dem Matthäusevangelium: „Ich bin bei euch alle Tage.“ Wenn ich mich also auf den Trostweg begebe, gehe ich nicht allein. Beim Ver-lust eines geliebten Menschen durchleben wir verschiedene Phasen: Am Beginn der Trauer vom nicht Wahrhabenwollen über aufbrechende Emotionen von Tränen, Ver-zweiflung bis zur Wut. Diese Emotionen beschreiben die nächsten drei Stelen (1 bis 3) mit den Psalmworten: „Mein Gott, warum hast du mich verlassen“ (Ps 22,2-3), „Herr, schweige nicht zu meinen Tränen“ (Ps 39,13) und „Kraftlos bin ich geworden“ (38,9-10). Hier besteht die Möglichkeit, an einer Klagemauer eigene Emotionen und persönliche Anliegen aufzuschreiben und in die Mauer zu stecken. Es ist schon der Übergang zum Suchen und sich trennen.

Die nächste Stele (4) lädt zum Ausruhen an der Quelle ein: „Der Herr ist mein Hirte, (… )  er führt mich zum Ruheplatz am Wasser.“ (Ps 23,1-3) Sie lädt ein, nach Quellen zu suchen, an denen ich auch in der Trauer auftanken kann und die mir wieder Kraft geben. Ich bekomme einen anderen Blick auf meine Umwelt: „Ich gehe meinen Weg im Land der Lebenden.“ (Ps 116,9) (Stele 5) Der Trostweg endet im neugestalteten Rondell des Klostergartens. Hinter der dortigen Marienfigur steht die letzte Glasstele (6) mit hellen österlichen Farben und dem Wort der Emmaus-Geschichte: „Unterwegs sprachen sie miteinander über die Ereignisse.“ Sich austauschen über die Trauer, was mich bewegt und was mich berührt, über den geliebten Menschen sprechen, so wie es die Emmaus-Jünger über ihren Freund Jesus getan haben. „Während sie mitein-ander redeten, kam Jesus hinzu und ging mit ihnen.“ An dieser Stelle besteht die Möglichkeit auch eine Kerze zu entzünden und auf einer Bank zu verweilen.

Hier schließt sich der Kreis des Trostweges. Der Trostweg kann die Trauer eines Menschen nicht auflösen, er kann sie nur bewusst machen und die Zusage geben: Wir sind nicht allein. Jesus geht an unserer Seite.

Für dieses Projekt der Glasstelen, die jeweils 80 cm breit und 220 cm hoch sind, konnten wir die Werler Künstlerin Martina Dörfler gewinnen. Auf fünf der sieben Ste-len sind Menschen aus unserer Zeit zu sehen, Männer und Frauen, denn eine Ausein-andersetzung gelingt nur mit einem Gegenüber. So die Künstlerin. Weiterhin sind auch viele symbolische Elemente zu finden, wie z.B. der Lebenskreis, der sich auf allen Stelen andeutet. Die farbliche Gestaltung führt von der dunklen, violetten Farbge-bung zum Sonnengelb des Ostermorgens.

Die Vorbereitungsarbeiten für den Trostweg sind im Klostergarten bereits abgeschlossen.

Die Glasstelen werden in der letzten Juniwoche aufgestellt, sodass der Trostweg am Sonntag, dem 2. Juli, zum Patronatsfest Mariä Heimsuchung vom Vorsitzenden der Bischofskonferenz und Bischof von Limburg, Dr. Georg Bätzing, nach dem Hochamt und der Prozession eingeweiht werden kann. Dieses ambitionierte Projekt bedarf noch einiger Unterstützung; für jede Spende schon jetzt ein herzliches Dankeschön!

Weitere Informationen finden sie auf der Stellwand hinten in der Wallfahrtsbasilika!