Das Werler Gnadenbild

Das Werler Gnadenbild

Das Werler Gnadenbild der Trösterin der Betrübten ist kunstgeschichtlich von großem Wert und
theologisch in ausdrucksstarker Symbolsprache gestaltet. Es befand sich ursprünglich in der
Nachbarstadt Soest und kam erst am 2. November 1661 nach Werl. Um 1180 im Rheinland oder in Westfalen entstanden, war es wohl zunächst das Patronatsbild der ehemaligen Soester Pfarrkirche
„St. Maria im Sumpf“ und wurde auch in deren berühmten Nachfolgebau
„St. Maria zur Wiese“ übernommen. Als 1313 der Grundstein dieser gotischen Kirche gelegt wurde, scheint man auch das Patronatsbild „modernisiert“ zu haben, denn unter dem jetzigen, anmutig und lieblich wirkenden Antlitz Mariens befindet sich verdeckt das deutlich markantere Gesicht aus dem 12. Jahrhundert.

 

Kunst- und frömmigkeitsgeschichtlich gehört die Statue zur Gruppe der so genannten Ringpfostenmadonnen: Maria sitzt auf einem Thron und wird zugleich selbst zu einem solchen für ihren Sohn Jesus Christus, dem Erlöser und Heiland der Welt. Er ist das Zentrum des Gnadenbildes – nicht als Kind,
sondern als König und Richter, die rechte Hand zum Segen erhoben, in der linken das Buch des Lebens.
In manchen Details erinnert dieser theologisch Sedes Sapientiae (Sitz der Weisheit) genannte Madonnentypus – insbesondere beim Werler Gnadenbild – an Formulierungen der marianischen Antiphon des Salve Regina:

 

Dargestellt als Königin und Mutter der Barmherzigkeit bezeugt Maria durch den Apfel als Symbol aus der biblischen Urgeschichte in ihrer rechten Hand den
verbannten Kindern Evas, dass durch das Kreuz und die Auferstehung ihres Sohnes Jesus Christus die Zeit der Verbannung beendet ist und das Himmelstor wieder offensteht. Als Trösterin der Betrübten und unsere Fürsprecherin wendet sie allen, die zu ihr kommen, ihre barmherzigen Augen zu und zeigt ihnen Jesus, die gebenedeite Frucht ihres Leibes, als den endzeitlichen Herrn.

Fotos: A. Pradel